Raus aus der Komfortzone nach einem Burnout? Nein, danke! Lieber nicht!

Diesen Mindfuck habe ich sehr lange kultiviert. In der Komfortzone geht es mir ja gut. Für mich ist sie wie eine kleine Höhle, die mich beschützt vor all den Belastungen und Widrigkeiten, die es außerhalb gibt. Wieso soll ich sie also verlassen?

Nach meinem Burnout habe ich es mir in meiner Komfortzone recht gut eingerichtet. Und es ist auch berechtigt sich dort für eine gewisse Zeit zu erholen und Kraft zu schöpfen. Irgendwann kam bei mir der Gedanke auf, ob das nun schon alles im Leben sei. So schön und angenehm es in der Komfortzone ist, aber Abenteuer erlebt man dort nicht.

Was ist die Komfortzone?

Das Drei-Zonen-Modell beschreibt, dass sich der Mensch innerhalb von drei Zonen bewegt:

Grafik 3-Zonen-Modell
  • Komfortzone
  • Lernzone
  • Gefahrenzone

In der Komfortzone kennt man sich aus. Man fühlt sich zuhause. Da könnte man eigentlich bleiben. Alles ist gut. Aber wie bereits erwähnt, Abenteuer erlebt man da nicht.

Verlässt man die Komfortzone, tritt man in die Lernzone, oder auch Wachstumszone, ein. Der Name verrät es schon: in dieser Zone darf man wachsen. Altbekannte Muster funktionieren dort oft nicht mehr. Man darf Neues ausprobieren, andere Lösungen finden. In dieser Zone hinterfragt man und richtet sich neu aus.

Für das Verlassen der Komfortzone braucht man in gewisser Weise Mut. Was ist, wenn man scheitert oder Zurückweisung erfährt? Ist es die Mühe wert?

Wenn man sich von der Komfortzone noch weiter entfernt, tritt man in die Gefahrenzone (Angst- oder auch Panikzone) ein. Man ist überfordert. An Lösungen ist gar nicht zu denken. Man ist blockiert. Stress kommt auf. Panikattacken sind möglich. Flucht und Abwehr, unsere Urinstinkte, treten zum Vorschein.

Die Grenzen der verschiedenen Zonen sind individuell und nicht in Stein gemeißelt. Wenn man sich aus der Komfortzone bewegt und sich auf das Neue einlässt, wächst diese mit der Zeit. Diese Erfahrung hat sicher jeder schon einmal gemacht. Man traut sich etwas Neues zu, anfangs bereitet es vielleicht Angst, man muss sich überwinden, aber wenn man es mehrmals gemacht hat, ist es nicht mehr so herausfordernd, vielleicht ist es sogar schon innerhalb der Komfortzone.

Meine Erfahrung

Ich habe erfahren, dass es die Mühe und Überwindung wert ist, die Komfortzone zu verlassen. Es ist nicht so, dass ich jetzt ständig außerhalb meiner Komfortzone bin. Nein, gar nicht. Ich liebe es nach wie vor, mich immer wieder dorthin zurückzuziehen. Es muss nur in einem gesunden Ausmaß sein. Das kann bei jedem/ jeder anders aussehen. Es ist für mich nach wie vor ein Lernprozess: wann ist es okay, und wann ist es wieder Zeit, dass ich mich raustraue.

In den letzten Jahren habe ich vor allem gelernt viel mehr auf meinen Körper und mein Bauchgefühl zu hören. Allerspätestens wenn sich der Körper meldet, ist es an der Zeit, zu reagieren. Ich brauche dann meistens ein paar Tage Rückzug. Diese Zeit nutze ich, um zu reflektieren: Welche Projekte habe ich gerade am Laufen? Wie habe ich die letzten Wochen verbracht? Was hat mir gut getan? Wobei meldet sich mein Bauch, wenn ich nur daran denke? Was davon muss ich wirklich machen? Was möchte ich unbedingt machen? Ich richte mich wieder neu aus und kommuniziere das meist auch nach außen an die betreffenden Stellen. Es ist okay, das offen anzusprechen.

Direkt nach dem Burnout war es für mich unvorstellbar so aktiv raus ins Leben zu gehen. Ich hatte ständig Angst, dass mir wieder alles zu viel wird und ich schlussendlich gar nichts mehr schaffe. Soweit wollte ich es auf keinen Fall noch einmal kommen lassen. Auch heute noch überkommt mich immer wieder der Gedanke: Nein, das (neue Hobby, ein Treffen, eine neue Aufgabe – was auch immer) machst du lieber nicht, im Kalender stehen schon genug Termin.

Bitte verstehe mich nicht falsch, ich gebe sehr gut darauf acht, dass ich genügend Zeit für mich habe. Das ist auch richtig und wichtig. Aber in der Vergangenheit habe ich so vieles nicht gemacht, das mir sicherlich gutgetan hätte. Man darf nicht vergessen, nach der Komfortzone kommt die Wachstumszone (Lernzone). Wir Menschen wollen wachsen. Wir sind dazu da, um zu wachsen. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

Wie kommt man aus der Komfortzone, ohne groß überfordert zu sein?

  • Plane kleine Schritte! Überlege dir, was du vor deinem Burnout gerne gemacht hast. Suche dir ein, zwei Sachen davon aus und plane sie im Kleinen – und dann mach es auch. Auch wenn du momentan keine Freude dabei verspürst, komm ins Tun.
  • Halte diese kleinen Schritte fest. Führe ein Tagebuch oder mache Fotos mit deinem Handy. Ich stöbere immer mal wieder in meinen Fotos herum und freue mich hinterher noch einmal über die schönen Erlebnisse.
  • Vergleiche dich nicht! Es wird immer jemanden geben, der mehr schafft oder es besser macht. Um das geht es nicht! Es geht um dein Leben!
  • Sei geduldig mit dir! Bei mir hat es zwei Jahre gedauert, bis ich wieder Freude verspürt habe. Das ist mir am meisten abgegangen – die Freude am Leben. Aber sie ist wieder gekommen. Bei manchen geht es schneller, bei anderen wieder langsamer. Sei geduldig und gib nicht auf! Schritt für Schritt. Es geht von Mal zu Mal besser und leichter.
  • Sei geduldig mit deinem Umfeld! Menschen, die die Erfahrung eines Burnouts nicht gemacht haben, können es oft nicht verstehen, warum man nicht gleich wieder funktioniert wie gewohnt.
  • Lass dich professionell begleiten! Zu Beginn meines Burnouts hatte ich echt ein Problem mit einer Gesprächstherapie. So etwas brauche ich nicht, ich schaffe das schon allein – das waren meine Gedanken. Erst ein Jahr später ging ich in Beratung. Schade, dass ich so lange damit gewartet habe. Nun gehört es fix zu meinem Leben. Bei den Beratungsgesprächen kann ich mit professioneller Hilfe über verschiedenste Themen, die mich gerade beschäftigen, reflektieren. Gerade wenn ich wieder das Gefühl habe, dass mir alles zu viel wird, greife ich zu meinem Handy und mache einen Termin aus. Warte nicht zu lange damit!

Das Buch „Glücklich sein“ von Sonja Lyubomirsky hat mir auf meinem Weg sehr geholfen. Ich schlage es nach wie vor regelmäßig auf und lese darin. Man findet in dem Buch praktische Methoden, die einen unterstützen, langanhaltend glücklicher zu sein. Hier findest du eine Buchrezension von mir.

Ich kann mich nur wiederholen: es zahlt sich so sehr aus, sich raus aus der Komfortzone zu bewegen. Dort findet das Leben statt. Dort findest du wieder Freude, Spaß und Sinn. Dort darfst du wachsen. Verpasse nicht dein Leben!

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9 Responses

  1. Ich finde es auf den Punkt wie du es beschreibst. Das gilt auch für Angststörungen und Depressionen…für alles!! Ich bin den Weg auch so ähnlich gegangen..mit Hilfe. Ein langer Weg. Er hat sich gelohnt!!! Ich bin nicht gesund aber lebendig!!!!!! Mit allem was dazugehört. Danke für diesen sehr hilfreichen, wichtigen Beitrag 😘

    • Daniela sagt:

      Liebe Martina!
      Vielen liebe Dank für deinen Kommentar! Es berührt mich sehr. Schön zu lesen, dass es sich für dich auch gelohnt hat. Nicht gesund aber lebendig – wow! Das hast du gut geschrieben. Es berührt mich. Danke!
      Alles Liebe, Daniela

  2. Sue sagt:

    Liebe Daniela,
    Ja, ich kann ein Lied davon singen! Ich muss große Geduld mit mir selbst haben. Auch wenn ich gelernt habe, mit meiner Krankheit umzugehen, ist es eine große Herausforderung – Mein Geist will schon längst wieder in die Abenteuerzone, aber mein Körper schafft es noch nicht… Immer wenn es mir besser geht und mehr mache, kommt unmittelbar wieder die lähmende Müdigkeit und die körperlichen Beschwerden … Trotzdem freue ich mich, wenn ich sehe, wo ich jetzt schon bin im Vergleich zu vor einem Jahr. …. Und ja, die Idee sich Fotos herzuholen finde ich gut… Ich hab mir sogar ein Tagebuch mit to Do’s angelegt, wo ich auch die „Ta-da’s“ – also die schönen Dinge rein schreibe und manchmal Bilder dazu einklebe!!! Das tut gut!
    Danke für Deine Artikel! Liebe Grüße Sue

    • Daniela sagt:

      Liebe Sue!
      Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen. Das ist sicher nicht einfach, wenn man eigentlich will, aber der Körper ist noch nicht dazu bereit. Aber ich weiß, dass du auf einem guten Weg bist. Die Ta-Da’s in ein Tagebuch zu schreiben finde ich eine großartige Idee! Danke für den Tipp!
      Alles Liebe, Daniela

  3. Lidija sagt:

    Liebe Dani,
    danke für diesen tollen Artikel. Ich sehe das auch so. Oft habe ich nicht viel Lust etwas zu unternehmen und würde lieber absagen, aber wenn ich doch dabei bleibe, wird es meist eine schöne Zeit mit lieben Menschen. Dann bin ich hinterher froh, dass ich mich „gezwungen“ habe, nicht abzusagen.
    Lebenslanges Lernen und Wachsen? Wo ist das nächste Seminar und wie kann ich mich anmelden? 🤣
    Liebe Grüße
    Lidija

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